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Nachlese: Nachtschmetterlinge im Rheinwald am 18. Juli 2014
© Sigrid Dauth. Lichtfang im Rheinwald am 18. Juli 2014
© Sigrid Dauth. Lichtfang im Rheinwald am 18. Juli 2014Begegnungen mit den Schönheiten der Nacht zählen zu den ganz besonderen Erlebnissen. Doch Schmetterlinge (Lepidoptera) anlocken und sehen, die bei Dunkelheit unterwegs sind, gehört nicht gerade zu den Alltäglichkeiten und bedarf ganz bestimmter Ausrüstung. Aus diesem Grunde sind Veranstaltungen, sogenannte "Lichtfang-Events", die das Anlocken und Beobachten von Nachtschmetterlingen unter Anleitung von Schmetterlings-Spezialisten zum Inhalt haben, immer eine gute Gelegenheit für interessante Entdeckungen. So ein Event wird einmal im Jahr auch in der Umgebung von Karlsruhe in Baden-Württemberg von der Entomologischen AG am Naturkundemuseum Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Rappenwört durchgeführt.
Und wie in den Jahren zuvor, habe ich mich am 18. Juli 2014 gegen 22.00 Uhr mit anderen Nachtschmetterlings-Interessierten im Rheinwald eingefunden, um dort das nächtliche "Schmetterlings-Geschehen" unter die Lupe zu nehmen. Und wie nicht anders erwartet, begleiteten die Schmetterlingsexperten Dr. Robert Trusch und Michael Falkenberg die ca. 15 Teilnehmer mit Begeisterung für ihr Metier "Schmetterlinge" durch den Abend. Doch trotz der warmen Temperaturen und der recht großen Anzahl von Insekten, die sich auf dem beleuchteten Netz am "Lichtfang"- in diesem Jahr ganz modern und stylished- einfanden, blieben die farbprächtigen Nachtfalter (Heterocera), die sich in den Jahren zuvor gezeigt und für Begeisterungsrufe gesorgt hatten, an diesem Abend leider fern.
© Robert Trusch. Grasglucke oder Trinker Männchen (Euthrix potatoria) Drinker male vom 18. Juli 2014
© Robert Trusch. Ungefleckter Zahnspinner (Drymonia dodonaea) Marbled Brown vom 18. Juli 2014Dennoch gab es insgesamt mehr als 45 Arten von Spannern (Geometridae), Eulen (Noctuidae), Sichelflüglern (Drepanidae), Schwärmern (Sphingidae), Zahnspinnern (Notodontidae) und Zünslern (Pyralidae) zu beobachten, die zwar in ihrer Farbigkeit gedämpfter, in ihrem gesamten Erscheinungsbild aber Grund zur Bewunderung gaben. Und genau diese Tatsache aber, erforderte von den Teilnehmern noch mehr Aufmerksamkeit und Beobachtungsgenauigkeit für die Details, denn die Identifizierung und Bestimmung der einzelnen Falter anhand der vorliegenden Bestimmungsbücher und mit Einsatz der Stirnlampen gestaltete sich noch schwieriger. Bei so viel "Einsatz" war es nicht verwunderlich, dass zweieinhalb Stunden bei der Nachtschmetterlings-Beobachtung wie „im Flug“ vorübergingen und sich die Teilnehmer nach und nach verabschiedeten. Auch ich machte mich gegen 0:30 Uhr wieder auf den Rückweg durch den nächtlichen Rheinwald zu meinem Auto und konnte dabei wieder einen tollen Abend mit den Schönheiten der Nacht Revue passieren lassen.
© Robert Trusch. Silberfleck-Zahnspinner (Spatalia argentina) Argentine Moth vom 18. Juli 2014
© Robert Trusch. Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) Oak Processionary vom 18. Juli 2014
Mein Dank geht an Dr. Robert Trusch für das zur Verfügung Stellen einiger Nachtfalter-Fotos von diesem "Lichtfang-Event"
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Nachlese: Exkursion zu den Schmetterlingen und Blütenpflanzen auf den Rappenwörter Brennen
© Sigrid Dauth. Eine der drei "Brennen" (Trockenauen) im Wald bei RappenwörtAm Donnerstagnachmittag, den 5. Juni 2014 hatte ich mich der zweieinhalbstündigen Exkursion zu den Schmetterlingen und Blütenpflanzen auf den Rappenwörter Brennen (mehr Fotos in der Galerie) angeschlossen. Angeboten wurde diese faunistisch-floristische Exkursion als gemeinschaftliches Projekt in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Rappenwört, dem Naturkundemuseum Karlsruhe und der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland e. V.. Für das Naturschutzzentrum Rappenwört begleitete Andreas Wolf, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört die Veranstaltung, vom Naturkundemuseum Karlsruhe unterstützte Dr. Robert Trusch, Kurator für Lepidopterologie das Projekt und als Spezialistin für Pflanzen führte Karola Wiest, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Thomas Breunig-Institut
für Botanik und Landschaftskunde Karlsruhe in Vertretung für den ürsprünglich angekündigten dann aber leider erkrankten Siegfried Demuth durch die Exkursion.
Um 16.00 Uhr hatten sich ca. 15 Erwachsene und eine Jugendliche am Parkplatz im nahen Umfeld der Brennen in Rappenwört eingefunden. Nach einigen kurzen einleitenden Worten startete Andreas Wolf die Exkursion mit der interessanten Einführung zu den Rappenwörter Trockenauen, auch als "Brennen" bezeichnet. Erstaunliches gab es dabei zu erfahren, denn diese speziellen Standorte, insgesamt drei an der Zahl, von denen aber eine für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, sind sehr heiße und trockene Kiesaufschüttungen inmitten einer nährstoffreichen Aue, die eine besondere Vielfalt an Flora und Fauna vorzuweisen haben. Die "Brennen" bleiben aber entgegen der allgemeinen Vermutung nicht sich selbst überlassen, sondern, werden von Menschenhand offen gehalten und gemäht. Würde das nicht so gehandhabt, wären diese besonderen nährstoffarmen und heißen Standorte in kürzester Zeit von der Vegetation überwuchert und nicht mehr zugänglich. Und während wir wichtige Informationen zu den Trockenauen erfuhren sauste schon eine erste Besonderheit über unsere Köpfe hinweg durch die Lüfte. Und zwar so schnell, sodass wir kaum einen Blick auf dieses Naturwunder, den Kleinen Eisvogel (Limenitis camilla) mit der schwarz-weißen Zeichnung auf den Flügeln werfen konnten, während er uns auf dem Weg zur ersten "Brenne" begleitete.
© Sigrid Dauth. Ein Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla) im Beobachtungsglas
Dort angekommen erwartete uns eine offene Lichtung mit vielen verschiedenen Gräsern und mit einer Ansammlung der leicht giftigen Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana). Wie wir von Frau Wiest erfuhren, ist diese gelbe ganz besondere Pflanze streng geschützt und steht auf der Roten Liste mit Status 3 vor dem Aussterben gefährdeter Arten. Und trotz ihrer leichten Gifitigkeit, ist die Pflanze Nahrung für bestimmte Schmetterlingsarten. Als Nektarpflanze dient sie der Scheck-Tageule (Euclidia mi), als Nahrungspflanze muss sie für die Raupen des Wolfsmilch-Schwärmers (Hyles euphorbiae) und des Spätsommer-Wolfsmilch-Glasflügers (Chamaesphecia leucopsiformis) herhalten. Und kaum hatten wir Exkursions-Teilnehmer das Gehörte und Gezeigte zur Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana) verarbeitet, folgten von Herrn Trusch Neuigkeiten zu den Weißlingen (Pieridae). Zwei herumfiiegende Vertreter dieser Schmetterlingsfamilie hatte Herr Trusch mittlerweile mit seinem Kescher eingefangen und zu Anschauungszwecken für kurze Zeit in ein mitgebrachtes Beobachtungsglas gesetzt. Einer dieser beiden Exemplare war ein Karstweißling, eine seit 2009 aus der Schweiz neu in Deutschland eingewanderte Weißlings-Art, über die es so Einiges zu erfahren gab.
© Sigrid Dauth. Die beiden Exkursionsleiter Karola Wiest (mitte) und Andreas Wolf (rechts) präsentieren den Teilnehmern typische Pflanzen und Tiere auf den "Brennen"
Dann ging es weiter zur nächsten Trockenaue (Brenne). Auf dem Weg dorthin wechselten sich die drei Exkursionsleiter mit ihren jeweiligen Spezialthemen ab, je nach Pflanzen-, Tier- und Schmetterlingsart, die es zu bestaunen gab. Auf diese Weise lernten wir Teilnehmer die verschiedensten Pflanzen und Tiere kennen und erfuhren auch so Einiges zur Lebensweise der jeweiligen Art. Diese spannende und abwechslungsreiche Exkursionsgestaltung wurde auch für die folgende Zeit beihalten. Und während Frau Wiest auf anschauliche Weise die besonderen Pflanzen präsentierte, ergänzte Herr Trusch das Programm mit Informationen zu den vorbeiflatternden Schmetterlingen (Lepidoptera), die sich zm Teil mit dem Kescher einfangen und im Beobachtungsglas bestaunen ließen, aus dem sie anschließend wieder freigelassen wurden. So gelang es auch dem Schmetterlingsspezialisten uns Exkursionsteilnehmern auch ein Exemplar des edlen Kleinen Eisvogels (Limenitis camilla) im Beobachtungsglas zu präsentieren, eine Erfahrung, die keiner von uns missen wollte, denn eine solche Gelegenheit bietet sich nicht alle Tage. Herr Wolf rundete das Programm durch die verschiedensten Erläuterungen zu den ortsansässigen Tieren und Pflanzen ab. Einer der ganz besonders magischen Momente war die Begegnung mit den graziösen Gebänderten Prachtlibellen (Calopteryx splendens), die umherflogen. Einem Exemplar konnten wir ganz nah direkt in die Augen zu schauen, denn mit geübten Handgriffen war es Herrn Wolf gelungen eine Libelle mit den Händen zu fangen und ganz behutsam zwischen den Fingern zu halten. Ein Handlung, die Ungeübte besser nicht durchführen sollten, um das Tier nicht zu beschädigen (Foto in der Galerie).
© Sigrid Dauth. Der Schmetterlingsexperte Dr. Robert Trusch demonstriert wie man Schmetterlinge anhand eines Bestimmungsbuches benennen kannAuf diese Weise führte uns der Weg über die nächste "Brenne", im Gänsemarsch hintereinander, um so wenig Pflanzen wie möglich niederzutreten, vorbei an Weißen Waldhyazynthen (Platanthera bifola), verschiedenen Pfeifengräsern (Molinia), Riesen-Goldrute (Solidago gigantea), Großem Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) und Kleinem Wiesenknopf (Sanguisorba minor), erstere Heimatpflanze für die Hellen Wiesenknopf- Ameisenbläulinge (Maculinea teleius) und die Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulinge, Thymianen (Thymus), verschiedenen Gräsern und vielen, vielen mehr. Dabei umschwirrten uns die verschiedensten Libellen (Odonata), Edelfalter (Nymphalidae), Weißlinge (Piridae), Spanner (Geometridae), Zünsler (Pyralidae), Eulenfalter (Noctuidae) und Heuschrecken (Orthoptera). Und immer gab es von den drei Experten Aufschlussreiches und Spannendes begleitend zur jeweiligen Art zu erfahren. Einige Schmetterlingsarten konnten wir sogar anhand der mitgeführten Bestimmungsbücher namentlich benennen. So Vieles gab es zu sehen, zu beobachten und zu hören, sodass ich hier nicht alle entdeckten Tier- und Pflanzenarten aufzählen kann. Nach zweieinhalb Stunden vollgepackt mit Beobachtungen und begleitendem Wissenswertem, mit Begeisterung von den drei Exkursionsleitern vorgetragen, ging dieser erlebnisreiche Ausflug zu den Schmetterlingen und den Blütenpflanzen auf den Rappenwörter Brennen zu Ende.
Weitere Fotos von der Exkursion gibt es in der Galerie zu sehen.
Rückblick: Filmvortrag auf den Spuren des Großen und Kleinen Eisvogels im Schwarzwald
© arik37 (Arik Siegel). Grosser Schillerfalter (Apatura iris) Purple EmperorAm Freitag, den 25. April 2014 um 19.00 Uhr konnten sich Schmetterlingsinteressierte eine Stunde lang auf eine ganz besondere Schmetterlingstour im Schwarzwald begeben. Ermöglicht wurde dies durch den Film von Elke und Jürgen Partenscky, der im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein am Naturkundemuseum Karlsruhe präsentiert wurde. Die nicht gerade unerhebliche Schar der Besucherinnen und Besucher, vorwiegend bestehend aus Erwachsenen, erlebte gespannt die Beobachtungen des Filmemachers, der, wie bei der Begrüßung durch Dr. Robert Trusch zu erfahren war, schon viele Jahre ehrenamtlich am Naturkundemuseum tätig ist. Über mehrere Jahre hatte Jürgen Partenscky gemeinsam mit seiner Ehefrau intensiv den Südlichen Schwarzwald in der Nähe der Wutach-Schlucht durchforstet, immer auf den Spuren des seltenen Kleinen Eisvogels (Limenitis camilla) und Großen Eisvogels (Limenitis populi).
Der Film, ein Zusammenschnitt von verschiedenen Video- und Fotoaufnahmen vor Ort und von anderen Lokalitäten, zeigte in weitflächigen Landschaftsbildern den Lebensraum der beiden Schmetterlingsarten und von anderen Faltern, Vögeln, Säugetieren und Pflanzen. Hilfreich waren dabei die zahlreichen interessanten Informationen, die der Filmemacher in seinen eigenen Worten im Film eingebettet hatte. Besonderes spannend waren die Nahaufnahmen der verschiedenen Entwicklungsstufen des Kleinen Eisvogels (Limenitis camilla), vom Hibernarium (Überwinterungs-stadium), über die verschiedenen Raupenstadien, bis zur Verpuppung. Die verschiedenen Stadien wurden aber nicht vor Ort in Fotos dokumentiert, sondern waren von mitgenommenen Raupen in leichter zugänglicherem Gebiet fotografiert und gefilmt worden. Auch der Große Eisvogel (Limenitis populi), der eine ähnliche Entwicklung wie der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla) durchlebt, konnte im Film bewundert werden. Doch nicht nur die Begegnungen mit den „Eisvögeln“ waren zu sehen, auch andere Schmetterlinge wie Grünwidderchen (Adscita statices), Mohrenfalter (Erebia), Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus), Kleiner Fuchs (Aglais urticae), Trauermantel (Nymphalis antiopa), Grünader-Weißling (Pieris napi), Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), Kaisermantel (Argynnis paphia), Weißer Waldportier (Aulocera circe), Admiral (Vanessa atalanta) und im Besonderen den Kleinen Schillerfalter (Apatura ilia) und den Großen Schillerfalter (Apatura iris) gab es aus der Nähe zu beobachten. Nach knapp einer Stunde endete der interessante Ausflug mit Elke und Jürgen Partenscky zu den Biotopen des dekorativen aber auch scheuen Kleinen und Großen Eisvogels im Schwarzwald. Und manch eine Besucherin oder Besucher sah sich sicherlich durch den Filmvortrag animiert, sich ebenfalls auf die Spuren dieser scheuen Schmetterlinge im Schwarzwald zu begeben.
Nachlese: Vortrag und Führung "Das neue Insektenmagazin des Naturkundemuseums Karlsruhe" am 25.10.2013
© Sigrid Dauth. Das neue Insektenmagazin des Naturkundemuseums Karlsruhe
Den ersten Beitrag im neuen Jahr widme ich einem ganz besonderen Ereignis, an dem ich am Abend des 25. Oktober 2013 teilnehmen konnte. Zu diesem Event, der Vorstellung des neuen Insektenmagazins des Naturkundemuseums Karlsruhe, hatte die Entomologische Abteilung am Naturkundemuseum Karlsruhe mit ihrem Vorsitzenden Dr. Robert Trusch und dem Referenten und Entomologischen Präparator Michael Falkenberg geladen. Mehr als 35 Besucher, darunter auch der ehemalige Kurator am Naturkundemuseum und bekannte Buchautor zahlreicher Schmetterlingsfachbücher Günter Ebert und seine Gattin, waren der Einladung gefolgt, die um 19.00 Uhr mit dem mit Spannung erwarteten Vortrag von Michael Falkenberg zu den Hintergründen und wichtigsten Informationen zum neuen Insektenmagazin ihren Anfang hatte.
© Sigrid Dauth. Besucher kurz vor dem Beginn des Vortrags im Naturkundemuseum KarlsruheIn den folgenden 90 Minuten erfuhren die Teilnehmer von Michael Falkenberg, der selbst den aufwendigen und nur mit besonderer Anstrengung realisierbaren umfangreichen zweijährigen Umbau und die damit einhergehende Umordnung aller vorhandener Exponate des Insektenmagazins mitorganisiert und betreut hat, viele Hintergrundinformationen aber auch so einige Details aus der Historie des Naturkundemuseums. Seinen Vortrag dokumentierte er mit vielen interessanten Bildern, von denen einige auch in unserer Galerie zu sehen sind, und mit einer zusammenfassenden Faktenübersicht.
Im ersten Teil des Vortrags über die Historie des Naturkundemuseums gab es viel über den Beginn der Sammlung, über die verschiedenen Entwicklungsstufen bis zum heutigen Museum mit dem neuen Insektenmagazin hören. So erfuhren die Teilnehmenden z.B. Einiges über die Gründerin des ursprünglichen Naturalienkabinetts, Markgräfin Caroline Luise von Baden (1723 - 1783), über ihre Interessen und über ihre Sammlungen von Mineralien, Fossilien, Pflanzen und Tieren. Diese Sammlungen wurden nach ihrem Tod von ihrem Gatten, dem Markgrafen Karl Friedrich, an einem neuen Platz im Gebäude der Hofapotheke in Karlsruhe unter Aufsicht des Wissenschaftlers Dr. Carl Christian Gmelin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Öffnung galt als Besonderheit und war der Beginn einer bedeutungsvollen Bildungseinrichtung für die Bürger in und um Karlsruhe.
Im zweiten Teil gab es verschiedene Fakten und Interessantes zu den einzelnen Sammlungen zu erfahren. Dazu gehörte u.a. die Entwicklung der Insektensammlung, deren ursprünglichen Exponate aus der Sammlung der Markgräfin fast alle Opfer von Milben und Motten geworden waren, aber einen Neubeginn und eine Weiterentwicklung durch Zukäufe erfahren hatte. So auch die Schmetterlingssammlung, die durch die Zukäufe von bedeutenden großen und kleinen Faltersammlungen von verschiedenen wichtigen Sammlern zu dem wurde, was sie heute ist und die im neuen Insektenmagazin enthalten ist.
© Sigrid Dauth. Original Insektenkasten mit archivierten Schmetterlingen aus der Sammlung Martin Daub
Die heutige Sammlung der Schmetterlinge (Lepidoptera) allein umfasst ca. 2,45 Millionen Exemplare zusammengesetzt aus Einzelsammlungen von Amsel, Baisch, Bantle, Belter, Bender, Boursin, Burmann, Engelhardt, Daub, Ebert, Eckweiler, Fiebiger, Froitzheim, Gremminger, Glaser, Heidelberger, Henriot, Hesselbarth, Hoegh-Guldberg, Jäkel, Junge, Jüngling, Kabis, Kaisila, Klapperich, Kudrna, Leinig, Mees, Meineke, Messmer, Mörtter, Naumann, Noack, Povolny, Reich, Reisser, Reutti, Roesler, Sälzl jun. Scheubel, Schüller, Schlusche, Sieder, Smetacek, Staib, Strobel, Sutter, Trusch, Wagner, Weißig, Wyatt.
Zum aktuellen Zeitpunkt umfasst das gesamte neue Insektenmagazin ca. 2,45 Millionen Schmetterlinge (Lepidoptera), ca. 170.000 präparierte Exemplare Hautflügler (Hymenoptera), ca. 330.000 Exemplare Käfer (Coleptera), ca. 13.000 Exemplare Gottesanbeterinnen (Mantodea), ca. 25.000 Exemplare Wanzen (Heteroptera), ca. 7.000 Exemplare Libellen (Odonaten), mehr als 10.000 Exemplare Heuschrecken (Orthoptera), eine kleine Anzahl von Exemplaren Fliegen und Mücken (Diptera) und ca. 1.600 Exemplare Netzflügelartige (Neuropteroidea).
© Sigrid Dauth. Originalschrank der Sammlung von Martin DaubNach den Informationen zur Geschichte und zu den Sammlungen beschrieb und dokumentierte Michael Falkenberg ausführlich den nur zwei Jahren andauernden Umbau des Insektenmagazins mit Gesamtkosten in Höhe von rund 285.000 Euro. Ein wahres Meisterstück, wie die Teilnehmenden des Vortrags erfahren konnten, das nur unter großem Einsatz aller Beteiligten zu stemmen war (siehe Galerie). Mit dem Dank an alle Beteiligten, an die Mitarbeiter der Entomologischen Abteilung am Naturkundemuseum Karlsruhe, an die Architekten und an die Lieferanten der einzelnen Bauteile beendete er seinen äußerst interessanten Vortrag.
Im Anschluss an den Vortrag gab es für die Teilnehmenden noch ein ganz besonderes Highlight, ein Besuch des neuen Insektenmagazins (siehe Galerie). In zwei Gruppen aufgeteilt, führte der derzeitige Kurator der Entomologischen Abteilung Dr. Robert Trusch für jeweils 30 Minuten die Teilnehmenden durch die Schatzkammer für Insekten des Naturkundemuseums Karlsruhe.
Und schon der Weg dorthin durch die dunklen Räume des Museums hoch bis unter das Dach war spannend und ungewöhnlich. Ich hatte gemischte Gefühle und Gedanken darüber, wie das neue Insektenmagazin auf mich wirken würde, denn zugegebener Maßen bin ich eher ein Fan der lebenden Schmetterlinge in ihrer natürlichen Umgebung. Die Vorstellung, die Schmetterlinge seit vielen Jahren archiviert in Insektenkästen zu sehen, war für mich befremdend. Doch kaum war die mehrfach verschlossene schwere Sicherheitstür zum neuen Insektenmagazin geöffnet und kaum hatte unsere kleine Besuchergruppe das Magazin betreten, konnte ich förmlich spüren, welche Schätze hier aufbewahrt wurden. Während Robert Trusch einige Hintergrundinformationen zu den einzelnen Sammlungen nannte und dabei einige Insektenkästen mit archivierten Schmetterlingen (Lepidoptera) präsentierte, versuchte ich mir vorzustellen, wie viel Mühe, Kraft und Schweiß die einzelnen Sammler investiert hatten, um die jeweiligen persönlichen Sammlungen zusammenzutragen, die dann vom Naturkundemuseum aufgekauft worden waren.
© Michael Falkenberg/SMNK. Teilansicht des neuen InsektenmagazinsIm Laufe unseres Besuchs erfuhren wir noch mehr über die umfangreichen Arbeiten zur Umorganisation der einzelnen Sammlungen unter Mithilfe der angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums. Dabei konnten wir sowohl einige Blicke auf die alten und ursprünglichen Schränke der jeweiligen Sammler (z. B. Bilder der Sammlung von Martin Daub), als auch auf das neue Magazin mit dem modernen bis zur Decke reichenden Fahrregal mit den neu geordneten Archivierungskästen werfen. Nach nur 30 Minuten war unser Besuch in der Schatzkammer für Insekten auch schon wieder vorüber, denn die zweite Gruppe der Teilnehmenden wartete darauf, das neue Insektenmagazin besichtigen zu können.
Als Fazit dieses spannenden und informativen Abends kann ich nur allen Schmetterlingsinteressierten empfehlen, die Gelegenheit für einen Besuch des neuen Insektenmagazins zu ergreifen, die vom Naturkundemuseum z.B. an einem “Tag der offenen Tür” geboten werden.
© I. Kostjuk/SMNK. Ausschnitt eines Insektenkastens mit archivierten Schmetterlingen aus der Sammlung Gmelin
© Sigrid Dauth. Insektenkasten mit archivierten Schmetterlingen
Zusätzliche Informationsquellen:
- Die Vortragsvorlagen wurden mir freundlicherweise vom Referenten Michael Falkenberg vom Naturkundemuseum Karlsruhe zur Verfügung gestellt.
- Einige der Fotos in der Galerie und im Beitrag wurden mir freundlicherweise vom Naturkundemuseum Karlsruhe überlassen.
- Broschüre "Vom Naturalienkabinett zum Naturkundemuseum 1785-1985", Herausgeber: Landessammlungen für Naturkunde Karlsruhe
- Internetseite des Naturkundemuseums Karlsruhe www.smnk.de
Rückblick: Buchvorstellung und Vortrag "Die Nachtfalter Deutschlands" am 27.09.2013
© Mark Pedley. Buchautor Axel Steiner während seines Vortrags am 27.09.2013 am Naturkundemuseum in KarlsruheVor mehr als 30 Besuchern präsentierte Nachtfalterkenner Axel Steiner in Zusammenarbeit mit der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe e.V. am vergangenen Freitagabend 27. September 2013 am Naturkundemuseum in Karlsruhe erste Einblicke in das in Kürze erscheinende Buch Nachtfalter Deutschlands.
Dieser Feldführer, der eine Gemeinschaftsproduktion der Autoren Axel Steiner, Ulrich Ratzel, Morten Top-Jensen und Michael Fibiger ist, beinhaltet sämtliche 1160 nachtaktiven Großschmetterlinge abgebildet in Lebendfotos und auf Farbtafeln und richtet sich an Anfänger und Laien. Bilder von insgesamt 91 Fotografen sind letzendlich in diesem Werk, einer überarbeiteten und an die deutsche Fauna angepaßten Fassung eines Dänischen Feldführers von Großschmetterlingen, vereint.
© Mark Pedley. Eine erste Vorschau auf einige Inhaltsseiten des neuen Bestimmungsbuches.Wie von Herrn Steiner im Laufe des Vortrags zu erfahren war, wurde in dieser deutschen Fassung erstmals die neue Systematik, die Einteilung der bisherigen Eulenfalter (Noctuidae) in vier neue Familien berücksichtigt. Ein interessanter Aspekt, der sicherlich nach Erscheinen des Buches für noch reichlich Diskussion in "Nachtfalterinteressierten-Kreisen" sorgen wird. Denn als Folge dieser Neuerung werden z.B. die Bärenspinner (Arctiinae) und die Trägspinner (Lymantriinae) als Unterfamilien der "Erebidae" geführt und die Lemoniidae in die "Brahmaeidae" eingegliedert, in der sie dann nicht einmal mehr als Unterfamilie geführt werden.
Nicht weniger interessant dürften die in Deutschland neu nachgewiesenen, wenn auch zum Teil eingeführten Nachtfalter-Arten sein, wie z.B. "Oligia dubia", der Schädling "Hypantria cuenea", "Cucullia boryphora", "Eilema pseuodomplana", der in Bayern nachgewiesene Japanische Eichen-Seidenspinner (Antheraea yamamai) und der blutsaugende "Calyptra thalictri". Dies sind nur einige der nennenswerten "Neuerscheinungen" im Feldführer, von denen einige Arten nur durch eine Genitaluntersuchung bestimmbar sind. Da die Genitaluntersuchung aber nicht Bestandteil des Buches ist, wurde auf diese Thematik auch nicht weiter eingegangen.
Nach etwas mehr als einer Stunde beendete Axel Steiner gemeinsam mit Dr. Robert Trusch, dem 1. Vorsitzenden des Naturwissenschaftlichen Vereins, seinen Vortrag mit einer kurzen Fragerunde für die Besucher. Im Anschluß daran konnte man sich einen Einblick in einige Inhaltsseiten des Feldführers verschaffen, die vom Autor und Vortragenden ausgelegt waren.
Ich werde das Buch Nachtfalter Deutschlands - ein Feldführer, nach Erscheinen hier auf die Schmetterlinge.com vorstellen.
© Mark Pedley. Dr. Robert Trusch und Axel Steiner am Ende des Vortrags am 27.09.2013 am Naturkundemuseum in Karlsruhe