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Rettung für die Schmetterlinge bei der Mahd in Sicht?
© Mark Pedley. Wiese vor der Mahd in 2012.Wie jedes Jahr, wenn ich während der Frühlings- und Sommermonate durch die Wiesen hier in unserer Region um Karlsruhe in Baden-Württemberg streife und die heimischen Schmetterlinge beobachte, graut es mich auch in diesem Jahr wieder davor, wenn der schreckliche Moment kommen wird und die Mähmaschinen die Wiesen mit all den Pflanzen und Tieren niedermetzeln werden, bis die pure Erde hervorkommt und alles Leben zerstört ist. Und wie in den Jahren zuvor, werde ich mich fragen, wann wird denn endlich eine alternative Mähmethode entwickelt, die den Tieren im Besonderen den Schmetterlingen, aber auch den anderen Insekten
© Sigrid Dauth. Landkärtchen-Sommerform (Araschnia prorsa) Map Butterfly auf der Wiese in 2012.eine Chance bietet, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Vielleicht ist nun diese Chance zur Rettung vor den Mähmaschinen gekommen.
Und zwar in Form eines neuen Mähgerätes, genauer gesagt einer Weiterentwicklung eines eingeführten Scheibenmähwerks mit Erweiterung, das im Rahmen eines Projekts bereits als Prototyp realisiert wurde und auch schon erfolgreich eingesetzt wird. Was genau ist dieses Mähgerät, das ein Insekten –und Amphibienfreundliches Mähwerk darstellt und wer steht hinter diesem Projekt?
© Mark Pedley. 10 Minuten später Beginn der Mahd auf der gleichen Wiese in 2012.Erfinder und Ideengeber des Projekts sind die NABU-Gruppe Gärtringen-Nufringen-Rohrau gemeinsam mit ihrem Verantwortlichen für die Feuchtwiesenpflege Michael Suhm. 15 Hektar zu pflegende Feuchtwiesen stellen die Mitglieder der NABU-Gruppe alljährlich vor eine große Herausforderung. Einerseits würde die regelmäßige Mahd der Wiesen mit herkömmlicher Mähtechnik zu viele Insekten –und Amphibienverluste mit sich bringen, andererseits ist der Einsatz von schonenden Doppelmessermähwerken nach eigenen Erfahrungswerten auf solchen Böden nicht möglich bzw. zu kostenintensiv und die Geräte sind zu störungsanfällig. Diese Gründe haben wohl u.a. die
© NABU-Gruppe Gärtrungen-Nufringen-Rohrau. Aufscheuchrechen des "Insekten- und Amphibienfreundlichen Mähwerks".NABU-Gruppe veranlasst, das Projekt Entwicklung eines Insekten –und amphibienfreundlichen Mähwerks im Juli 2011 zu starten.
Basierend auf einem herkömmlichen Scheibenmähwerk, soll ein Insekten –und Amphibienfreundliches Mähwerk geschaffen werden, das auf Hochschnittkufen läuft und das zusätzlich mit einem „Insektenaufscheucher“ ausgestattet ist. Die Funktionsweise ist recht einfach. Durch den als Vorsatz angebrachten „Aufscheuch-Rechen“ werden die Insekten aufgescheucht und können sich vor dem Schneidevorgang in Sicherheit bringen. Die noch am Boden verbleibenden Insekten © NABU-Gruppe Gärtrungen-Nufringen-Rohrau. Hochschnittkufen des "Insekten- und Amphibienfreundlichen Mähwerks". und Amphibien werden durch die auf einer Höhe von 13 Zentimetern angebrachten Schnittkufen beim Schnitt verschont. Ein erstes Modell wurde in Partnerschaft mit einem Mähwerkhersteller mittlerweile schon realisiert, bereits in umfangreichen Vor-Ort-Tests eingesetzt und vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) in Mannheim im Juni 2012 einem artenschutzrechtlichen Gutachten unterzogen. Die Ergebnisse des Gutachtens sind positiv ausgefallen, insbesondere wird dem „Aufscheuch-Rechen“ eine deutliche Schutzwirkung zugeschrieben. Darüberhinaus werden weitere Untersuchungen empfohlen, um durch zusätzliches Zahlenmaterial noch weitere Auswertungsfakten zu erhalten. Deshalb wollen es die Initiatoren auch nicht bei einem einzelnen Modell zum Einsatz auf den eigenen zu pflegenden Feuchtwiesen belassen, sondern zielen mit ihrer Entwicklung auf einen möglichst flächendeckenden Einsatz in der Landwirtschaft, auf eine artenschonende Wiesenpflege und somit auch auf eine positive Entwicklung der biologischen Vielfalt. Da die bisherige private Finanzierung für die Weiterführung des Projekts nicht mehr ausreichend ist, suchen Michael Suhm und die NABU-Gruppe Gärtringen-Nufringen-Rohrau nun die Zusammenarbeit mit Landmaschinenherstellern und die Partnerschaft mit anderen Naturschutzverbänden.
Ein hilfreicher erster Schritt auf dem nicht einfachen Weg für eine standardisierte Einführung eines Insekten –und Amphibienfreundlichen Mähwerks ist sicherlich die Auszeichnung des Projekts am 22. Mai 2013 durch die UN-Dekade Biologische Vielfalt, das damit nun ein „offizielles Qualitätssiegel“ erhalten hat.
Die Hoffnung auf eine Chance zur Rettung vor den Mähmaschinen für Schmetterlinge, andere Insekten und Co. ist somit um ein Vielfaches gewachsen.
Wer noch mehr über das Insekten –und Amphibienfreundliche Mähwerk erfahren möchte, kann weitere Details, das ausführliche Gutachten, Informationen zum Projekt und zusätzliche Bilder auf der Website der UN-Dekade Biologische Vielfalt abrufen oder sich mit der Herrn Michael Suhm von der NABU-Gruppe Gärtringen-Nufringen-Rohrau direkt in Verbindung setzen.
Ich wünsche allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg für das Projekt und hoffe auf viele Nachahmer auch in unserer Region.
© NABU-Gruppe Gärtrungen-Nufringen-Rohrau. Prototyp des "Insekten- und Amphibienfreundlichen Mähwerks".
Erste Schmetterlinge gesichtet
Die Schafskälte hat wohl laut Meterologen nun die Eisheiligen abgelöst. Eine nicht gerade erfreuliche Ausgangssituation für die Schmetterlinge in diesem Jahr, die einen deutlichen Vorkommensrückgang zu verzeichnen haben. Dennoch boten mir die bisher wenigen Sonnenstunden in diesem Frühjahr schon Gelegenheit für schöne Schmetterlingsbegegnungen.
Vielleicht hilft die folgende Collage mit einigen der ersten Schmetterlinge, die ich in der Umgebung von Karlsruhe 2013 beobachten konnte, um der Tristesse ein wenig zu entfliehen.
© Sigrid Dauth. Collage Schmetterlinge 04 aufgenommen mit dem iPhone in 2013
Reihe oben:
Links: Zitronenfalter (Gonepteryx rahmni) Brimestone Butterfly
Mitte: Heidespanner (Ematurgia atomaria) Common Heath
Rechts: Faulbaumbläuling Weibchen (Celastrina argiolus) Holly Blue female
Reihe mitte:
Links: Braune Tageule (Euclidia glyphica) Burnet Companion
Mitte: Tagpfauenauge (Inachis io) Peacock Butterfly
Rechts: Faulbaumbläuling Weibchen (Celastrina argiolus) Holly Blue
Reihe unten:
Links: Tintenfleck-Weißling (Leptidea sinapis) Wood White
Mitte: Faulbaumbläuling Weibchen und Männchen (Celastrina argiolus) Holly Blue male and female
Rechts: Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) Small Heath
Umweltbildungsprojekt "Schmetterling, du kleines Ding"
Im Zusammenhang mit meinen Nachforschungen zum Thema "Schmetterlingsschutz" bin ich zufällig auf ein ganz besonderes Projekt gestoßen, das mich sehr beindruckt hat und das ich gerne vorstellen möchte.
Unter dem Motto "Flieg Schmetterling flieg" hat die Kreisgruppe des BUND Bad Kissingen in der Reihe "Weltretterkids 2013" dieses Umweltbildungsprojekt Anfang des Jahres gestartet. Ziel des Mitmachprojekts ist es, mit der Raupenpflege und Vor-Ort-Exkursionen die Artenvielfalt kennen und schätzen zu lernen. ErzieherInnen und LehrerInnen sollen als Multiplikatoren fungieren, um die Kinder für intensiveren Artenschutz und in der Artenkenntnis weiterzubilden und zu sensibilisieren. Den teilnehmenden Kindergärten und Schulen werden drei verschiedene Aktionsfelder zum Mitmachen angeboten:
Aktionsfeld 1- Die Aufzucht vom Kleinen Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), einem Nachfalter (Heterocera) aus der Familie der Pfauenspinner (Saturniidae):
Alle teilnehmenden Gruppen erhalten Ende März ca. 10 Eier des Schmetterlings. Nach dem Schlüpfen sollen die Raupen dann bis zur Verpuppung gefüttert und gepflegt werden. Da aber nach dem neuesten Stand (27.04.2013) die Eier zu eng miteinander verbunden sind und um Schaden zu verhindern, wurde nun eine leichte Projektanpassung dahingehend vorgenommen, daß abgewartet wird, bis die Raupen geschlüpft sind. Sobald dies erfolgt ist, werden die Raupen persönlich zu den nach eigenen Angaben mehr als 35 bisher teilnehmenden Kindergartengruppen und Schulklassen gebracht. Eine recht aufwendige Prozedur, die besonders hervorgehoben werden sollte.
Aktionsfeld 2- Individuelle Schmetterlingswanderungen:
Zwischen Mai und August werden vor Ort mit Fachleuten des BUND Schmetterlingswanderungen organisiert, in denen Kinder und Erwachsene ausgestattet mit Lupe, Bestimmungsbuch, Schmetterlingsnetz und Streifsack unter fachmännischer Anleitung Schmetterlinge bestimmen lernen.
Aktionsfeld 3- Schaffung von schmetterlingsfreundlichen Gärten:
Alle teilnehmenden Gruppen erhalten ein bis zwei Buddleia-Büsche und Anleitungen, wie ein schmetterlingsfreundlicher Garten anzulegen und zu pflegen ist.
Zum Projektstart waren alle Kindertagesstätten und Schulen aus dem Landkreis zu Einführungsveranstaltungen eingeladen worden, wobei auf der einen Veranstaltung die BUND-Projektleiterin Christina Martin das Gesamtkonzept und auf der anderen der BUND-Schmetterlingsexperte Wolfgang Seufert die fachspezifischen Details präsentiert hatten. Zur Unterstützung bei der Durchführung des Projekts erhielten die ErzieherInnen und LehrerInnen hilfreiche Informationsmaterialien zu Schmetterlingen im Allgemeinen, Zuchtanleitungen und andere schmetterlingskundliche Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt.
Ich werde im Laufe der kommenden Wochen die Entwicklung des Projekts im Auge behalten und hin und wieder kleinere Updates hier posten. Und vielleicht finden sich auch Nachahmer dieses schönen "Schmetterlings-Mitmachprojekts" in anderen Regionen in Deutschland.
Rückblick: Symposium für Schmetterlingsschutz und 15. UFZ-Workshop "Populationsbiologie von Tagfaltern und Widderchen"
Die gemeinsam vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und von der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS) alljährlich in Leipzig durchgeführte Veranstaltung konnte nach eigenen Angaben in diesem Jahr fast 100 Teilnehmer verzeichnen. Diese seit 1999 stattfindende Tagung zählt zu den wenigen Veranstaltungen in Deutschland zum Thema "Schmetterlinge", bei der Wissenschaftler, freiberufliche Biologen, Hobby-Schmetterlingsexperten, Vertreter von Behörden, Mitarbeiter von Planungsbüros, Schmetterlingskundler und andere zusammenkommen, um sich zu informieren und sich auszutauschen.
Vom 28.02. bis zum 2.03.2013 berichteten die jeweiligen Experten in 23 Vorträgen über Status und Ergebnisse verschiedenster "Schmetterlingsprojekte" wie z.B. zum Bestandsmonitoring, zur Demographie von Pupulationen, zur Mobilität bestimmter Falter, zum Schutz, zu klimatischen Bedingungen und zu verschiedenen Lebensräumen in Deutschland und anderen Ländern in Europa. Eine ausführliche Übersicht der Vorträge sind neben einigen Vortragsunterlagen, die von den jeweiligen Referenten zum Download bereitgestellt wurden, auf der Tagungs-Website zu sehen.
Schmetterlingsinteressierte konnen sich schon jetzt den Termin im kommenden Jahr vom 6. bis 8. März 2014 für eine Teilnahme an der Tagung in ihrem Kalender eintragen.
Neuer Fotograf und noch mehr Bilder
Einstiegsseite der Bildergalerie
dieSchmetterlinge.com hat Verstärkung bekommen! Gemeinsam mit Thomas Zimmermann und Mark Pedley unterstützt mich nun auch Arik Siegel (arik37) mit seinen beeindruckenden und einmaligen Momentaufnahmen der "Schmetterlingsschönheiten" bei meiner Arbeit für und mit den Schmetterlingen.
Die Schmetterlingsmotive von Arik werden in der Bildergalerie mit deutschen, englischen und wissenschaftlichen Bezeichnungen präsentiert und sind in einigen Artenportraits und in verschiedenen Beiträgen im Blog und in Die Falter zu bewundern. Eine Kurzinfomation über den Fotografen selbst ist in der Rubrik Fotografen zu lesen.